Deutscher Schlager: Erfolgsgeheimnis?

Viele Menschen in Deutschland, die gefragt werden wie sie zu Schlagermusik stehen, schütteln meist nur den Kopf. Es gibt eine Menge Hörer, Gönner und echte Schlagerfans, aber nur wenige outen sich. Nichtsdestotrotz wächst der Schlagermarkt von Tag zu Tag und das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Warum auch? Seit über 10 Jahren ist Andrea Berg nun schon nicht mehr aus unseren Köpfen wegzudenken. In diesen 10 Jahren hat sie es geschafft, genau 702 Wochen in den deutschen Top 100-Albumcharts zu sein. Dicht dahinter folgt direkt ihre Kollegin Helene Fischer mit 534 Wochen. Wobei anzumerken ist, dass sie erst später ins Schlagergeschäft eingestiegen ist. Beide Künstler sind jedenfalls super erfolgreich. Dies wird umso deutlich, wenn man diese Zahl liest: Der nächste dahinterliegende Star heißt Robbie Williams, ein internationaler Weltstar, mit 463 Wochen.

Mythos Deutscher Schlager

In einer Umfrage wurde festgestellt, dass in Deutschland über 50 % der Bevölkerung Schlagermusik mögen. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der über 55 Jährigen kann von guter Schlagermusik nicht genug bekommen. Einzig allein die 18- bis 25- Jährigen sind dem Schlagerwahn scheinbar noch nicht verfallen. Scheinbar, weil es dieser Altersgruppe deutlich schwerer fällt sich zu „outen“. Oft wird Schlager in der Gesellschaft als „Oma und Opa“-Musik abgestempelt und ist für den Freundeskreis nicht cool genug. Dabei ist Partyschlager fester Bestandteil etwa am Ballermann oder am Goldstrand, bei den beliebten Aprés Ski Partys, beim Oktoberfest oder an Fasching und Karneval. Seltsamerweise genau die Orte oder Feste, die in genau dieser Altersklasse besonders beliebt sind. Oft kennen die „jungen Hüpfer“ die Texte der Schlagerhits sogar besser als das ältere Publikum. Mitgrölen und Spaß haben gehört da zum guten Ton. Schlager ist und bleibt ein Mythos. Aber worin unterscheidet sich Schlager eigentlich im Vergleich zu den anderen Musikrichtungen und wo kommt er genau her?

Was ist deutscher Schlager überhaupt?

Schlager ist in erster Linie ein erfolgreiches und auf Deutsch gesungenes Lied. Der Begriff „Schlager“ kommt nämlich aus der Wirtschaftssprache und bedeutet, dass ein Produkt eingeschlagen ist und gerade seinen „Boom“ erlebt. Das erste Musikstück, dass damals als deutscher Schlager bezeichnet wurde, war ein Walzer von Johann Strauss. Schlager kann also eigentlich alles sein. Mit der Studentenbewegung von 1968 kam das Genre etwas in Verruf. Er wurde mit bürgerlichem Mief verglichen und die Begriffe „Deutsch-Pop“ und „Deutsch-Rock“ setzten sich durch. Was würde denn ein Udo Lindenberg sagen, wenn man seinen “Sonderzug nach Pankow” als Schlagersong betiteln würde? Auch über die Toten Hosen sagt man ja bekanntlich, dass sie Schlagertexte schreiben und als Punkrock verkaufen würden.

Welche Schlagertypen gibt es?

Es lässt sich heutzutage kaum noch von dem einen Genre „Schlager“ sprechen. Es haben sich vielmehr drei verschiedene Typologien entwickelt:

  • Der „neue deutsche Schlager“ mit Vertretern wie Beatrice Egli, Linda Hesse und Andreas Gabalier: Sie zeigen uns, dass Schlager auch sexy, poppig oder rockig sein kann. Helene Fischer besitzt in manchen Liedern (z. B. Atemlos) sogar elektronisch-anmutende Klänge und es entwickeln sich Wortschöpfungen wie bspw. „Volks Rock’n’Roll“.
  • Der „Partyschlager“: Mit Songs wie „Schatzi, schenk mir ein Foto“, „Cowboy und Indianer“ oder „Das rote Pferd“ wird in den Mallotze-Hochburgen den Fans und Urlaubern mächtig eingeheizt. Das System mit einfachen Mitgröl-Texten hat sich hier wunderbar durchgesetzt.
  • Der klassische „Volksmusik Schlager“: Mit den Klängen von Mary Roos, Marianne Rosenberg, Die Amigos, Hansi Hinterseer oder den Kastelruther Spatzen kann sich die ältere Generation gut identifizieren und den Sonnabend bei einer TV-Show wie dem „Musikantenstadl“ super ausklingen lassen.

Mehr und mehr entwickelt sich zudem der Trend zur genreübergreifenden Schlagermusik. Schlager funktioniert eben auch mit Pop, Rock oder Rap. Und jeder der schon mal auf einem Konzert von Helene Fischer war, oder zumindest eins gesehen hat, kann bestätigen, dass sie auf ihren Konzerten sogar Theaterstücke aufführt.
Egal welche Altersklasse, die Klänge des Genres sind zu einem echten Bestandteil unseres Lebens geworden. Ob im Radio, im Bierzelt, im Fußballstadion, bei den Großeltern oder im Fernseher. Die Zutaten des Erfolgsrezeptes liegen dabei wahrlich auf der Hand: Die Melodien prägen sich in den Kopf ein, die Texte werden verstanden und eignen sich zum mitsingen und mit den vermittelten Gefühlen kann sich jeder identifizieren. Deutscher Schlager – eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.

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